Als Wisnu* seinen Zuweisungsbrief als Staatsbeamter erhielt, stellte er fest, dass in dem Büro, das er aufsuchen sollte, noch nie ein Nicht-Muslim gearbeitet hatte, und seine zukünftigen Kollegen wollten, dass das auch so bleibt.
Die Art und Weise, wie sie ihm das zu verstehen gaben, war ganz einfach: Sie gaben ihm keine Arbeit. »Jeden Tag, wenn ich in die Arbeit kam, setzte ich mich an einen Schreibtisch, der frei war. Aber wenn ein anderer Kollege kam und sagte, dass dies sein Platz sei, musste ich mich woanders hinsetzen«, erinnert sich Wisnu.
Und die Diskriminierung ging noch weiter. »Jedes Mal, wenn ich mich auf einen Sessel setzte und wieder aufstand, putzte ihn jemand. Für sie war ich ein Ungläubiger. Der Sessel, auf dem ich saß, galt als schmutzig und musste gereinigt werden, bevor sich jemand anderes darauf setzte«, erklärt er.
Diese Situation hielt eineinhalb Jahre an, bis der Abteilungsleiter seinen Posten verließ. Wisnu wurde daraufhin mit Aufgaben betraut, die seinem Profil entsprachen. »Ich bin freundlich auf meine Kollegen zugegangen. Dank sei Gott! Nach und nach haben sie meine Anwesenheit akzeptiert. Einige stellten mir sogar Fragen über den Glauben«, erzählt Wisnu.
In Indonesien ist es allgemein bekannt, dass Christen in der Verwaltung bestimmte Positionen nicht besetzen können, weil diese Muslimen vorbehalten sind.
Als beispielsweise eine Führungsposition in einer mehrheitlich muslimischen Region frei wurde, wusste Wisnu, dass er kaum Chancen hatte, diese zu bekommen, auch wenn er auf dem Papier qualifiziert war und über genügend Erfahrung verfügte. Daher machte er sich nicht die Mühe, sich zu bewerben.
»Damals waren mein muslimischer Freund und ich die einzigen beiden Personen, die die Voraussetzungen für diese Stelle erfüllten. Ich wusste mit Sicherheit, dass mein Freund ausgewählt werden würde. Selbst wenn ich für eine ähnliche Stelle angenommen würde, würde ich von der Insel weggeschickt werden, an einen Ort, wo es keine muslimische Mehrheit gibt«, sagte Wisnu.
Im Moment ist er jedoch dankbar für die schrittweisen Veränderungen an seinem Arbeitsplatz. »Auch wenn es immer noch Diskriminierung gibt, sehe ich, dass die Leute die Dinge besser akzeptieren als noch vor ein paar Jahren.«
Die Wirkung von Wisnus Zeugnis an seinem Arbeitsplatz reicht weiter: Sein ältester Sohn arbeitet ebenfalls für die Regierung. »Ich hoffe sehr, dass meine Kinder durch ihre Arbeit dazu beitragen, dass sich die Regierungsinstitutionen weiterentwickeln und sich für die Gleichberechtigung aller Menschen, unabhängig von ihrer Religion, einsetzen werden«, sagt Wisnu lächelnd.
Er hofft auch, dass die Regierung eines Tages Änderungen vornehmen wird.
Wisnu ist froh, dass er an einem Seminar zur Vorbereitung auf Verfolgung teilnehmen konnte, das von den Partnern von Open Doors organisiert wurde. »Meine Augen wurden für die Verfolgung von Christen geöffnet.«
In diesem Seminar lernte er die wichtigsten Elemente im Umgang mit Verfolgung kennen: Vergebung und Liebe. »Wir müssen in der Lage sein, denen zu vergeben, die uns Unrecht getan haben, und uns ihnen mit Liebe zu nähern, damit sie Gott in unseren Taten sehen können«, erklärt Wisnu.
* Name geändert
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