Im Norden des Landes ist die Aufgabe enorm. In den 19 Bundesstaaten dieser Region leben zwischen 50 und 70 Millionen Christen, von denen die große Mehrheit täglich Verfolgung ausgesetzt ist.
Die Gewalt im Norden Nigerias nimmt vielfältige Formen an. Verschiedene Gruppen – bewaffnete Fulani-Viehzüchter, Boko Haram, islamistische Extremisten, der lokale Ableger des IS, Banditen oder Entführer – handeln unter verschiedenen Vorwänden: Terrorismus, politische Konflikte, Landstreitigkeiten oder sogar der Klimawandel. Für Anahu jedoch verschleiern diese Vorwände nur schlecht die Realität: Es ist eindeutig der christliche Glaube, der ins Visier genommen wird, und das Ziel ist die Zerstörung der Kirche.
Während einige von Landstreitigkeiten sprechen, ist Anahu der Ansicht, dass die Religion der Hauptgrund ist und andere Faktoren nur eine untergeordnete Rolle spielen. Hinter den Angriffen verbirgt sich eine klare Strategie: christliche Gemeinschaften zu schwächen, sie ins Exil zu treiben und ihre Präsenz zu verringern.
Männer und Frauen erleben Verfolgung unterschiedlich. Männer werden in ihrer Würde und ihrer Rolle als Beschützer verletzt. Nicht in der Lage zu sein, ihre Familie zu verteidigen, führt zu einem Gefühl der Unterlegenheit und Scham, das ihre Identität zutiefst verunsichert.
Für Frauen bleibt sexuelle Gewalt die gefährlichste Waffe. Entführungen junger christlicher Mädchen sind an der Tagesordnung. Viele werden zur Konversion und Heirat gezwungen und wiederholt vergewaltigt. Einige kehren schwanger in ihre Gemeinschaft zurück, doch statt Trost zu finden, werden sie abgelehnt. Selbst Ehemänner, Familien und Kirchen tun sich schwer, diese Frauen und ihre Kinder aufzunehmen, da sie in ihnen schmerzhafte Erinnerungen an das Trauma sehen.
Anahu ist sich dieser zweifachen Tragödie bewusst und bemüht sich, den christlichen Gemeinschaften zu helfen, ihre Sichtweise zu ändern. Er plädiert für ein biblisches Verständnis von Annahme und Vergebung, damit die Opfer ihre Würde zurückerlangen können.
Trotz dieser Prüfungen erlischt der Glaube nicht. Im Gegenteil, die nigerianische Kirche wächst weiter. Viele Christen bekräftigen ihre Entschlossenheit, treu zu bleiben, selbst wenn sie dafür sterben müssen, und sie wollen ihre Kinder in derselben Hoffnung großziehen. Gleichzeitig entscheiden sich immer mehr ehemalige Muslime dafür, Jesus zu folgen.
Dennoch ist das Leid immens. Die psychologische und soziale Belastung durch die Angriffe ist groß, und die Angst breitet sich in allen Regionen aus. In einer afrikanischen Gesellschaft, die stark von gemeinschaftlicher Solidarität geprägt ist, bedeutet ein Angriff auf einen Einzelnen einen Schlag für das ganze Dorf. Dies führt zu einem kollektiven Gefühl der Unsicherheit und schwächt das soziale und geistliche Leben.
In diesem Zusammenhang spielt die posttraumatische Betreuung eine entscheidende Rolle. Die Teams von Anahu besuchen die von Gewalt betroffenen Dörfer, verbringen mehrere Tage mit den Opfern, hören ihnen zu und begleiten sie. Die schwersten Fälle werden anschließend an ein spezialisiertes Zentrum überwiesen, wo Psychologen, Berater und Betreuer zuhören, beten und therapeutische Maßnahmen anwenden.
Die Ergebnisse sind manchmal erstaunlich. Anahu erzählt von Frauen, die nach Jahren des Schweigens aufgrund von Terror plötzlich wieder sprechen können. Andere, die von Hass und Rachegedanken zerfressen waren, entdecken in den Workshops zum Thema Heilung die Kraft der Vergebung. Diese Veränderungen, die oft als Wunder empfunden werden, geben den Betroffenen die Fähigkeit zurück, ihr Leben wieder aufzubauen und trotz der Prüfungen, denen sie ausgesetzt waren, ihre Widerstandskraft wiederzufinden.
»Wie ein Senfkorn, das zu einem großen Baum wird, bewirkt das Wenige, das wir tun, etwas, das ich nur als Wunder bezeichnen kann.«
Anahu
Auch wenn die Arbeit vor Ort Früchte trägt, reicht sie ohne Unterstützung von außen nicht aus. Anahu ruft die weltweite christliche Gemeinschaft dazu auf, sich zu engagieren. Das Gebet ist seiner Meinung nach das Wichtigste. Er betont aber auch, wie wichtig es ist, den nigerianischen Christen eine Stimme zu geben, die allzu oft ignoriert oder zum Schweigen gebracht werden.
Er bittet insbesondere darum, dass die weltweite Kirche die nigerianischen Behörden dazu auffordert, den betroffenen Gemeinschaften Gerechtigkeit, Schutz und Wiederaufbau zu garantieren.
»Wir wollen nicht eines Tages aufwachen und feststellen, dass es in Nigeria keine Christen mehr gibt.«
Anahu
Anahu ist den Christen auf der ganzen Welt dankbar, die diesen Kampf bereits unterstützen, selbst wenn es nur in geringem Maße ist. Diese Spenden und Gebete ermöglichen es, dass dieses Traumaprogramm überhaupt existiert und weiterentwickelt werden kann. Ohne sie, so vertraut er uns an, wäre all dies nicht möglich.
Angesichts der Gewalt gegen Christen in Subsahara-Afrika hat Open Doors die Kampagne »ARISE AFRICA« ins Leben gerufen. Schließen Sie sich dieser Kampagne an, um unsere Schwestern und Brüder zu unterstützen, die unter Verfolgung leiden.
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