»Es war unglaublich traumatisierend. Sie (die Extremisten) bedrohen alles, sogar unsere Würde.«
Der Auslöser für die Zerstörungswut der Menge war eine Anklage gegen zwei Christen, die zwei Seiten aus einem Koran herausgerissen haben sollen. Die Menge geriet daraufhin in Aufruhr, wobei vier Wellen des Ansturms aufeinander folgten: »Eine erste Gruppe von Männern rannte los, um die Türen einzuschlagen, gefolgt von einer zweiten, die alles mit Säure bespritzte. Eine dritte Gruppe kam, um alles mitzunehmen, was noch verkauft werden konnte, und eine vierte Gruppe kam, um alles zu holen, was noch übrig war«, berichtet ein Augenzeuge. Er präzisiert:
»Diese schreckliche Tat hatte das Ziel, unter allen Christen in Jaranwala und Pakistan Angst und Schrecken zu verbreiten.«
In dieser Stadt mit 120.000 Einwohnern gibt es nur 5.000 Christen. Heute sind die Kirchen dort zerstört, die Kreuze in Stücke zerschlagen und ein Friedhof geschändet. Zahlreiche Bibeln, die übereinander gestapelt wurden, wurden verbrannt. Das Ganze bildete ein Feuer, das noch dreißig Stunden nach dem Anzünden weiter brannte.
Inmitten dieser trostlosen Szenerie steht Serena, eine einheimische Christin, und drückt ein Stück Kreuz an ihr Herz: »Sie kennen unser Geheimnis nicht. Das Kreuz ist hier«, sagt sie und zeigt auf ihre Brust.
Das Unglaublichste ist, dass die Christen bereits am Sonntag nach dem Angriff inmitten der Trümmer standen. Sie waren wieder zusammengekommen, um ihren Gottesdienst zu feiern und ihren Gott anzubeten. Tatsächlich strömten viele Gläubige aus dem Rest des Landes zur Unterstützung herbei, wie zum Beispiel Pastor Faryad*. Er beschreibt verzweifelte Gesichter und Blicke, die geprägt sind von »der Verwirrung und dem Schrecken derer, die gerade die schlimmsten Ereignisse ihres Lebens durchlebt haben«. Ein anderer Christ, der an diesem Tag anwesend war, sagte: »Der Schmerz des Angriffs erfüllte ihre Blicke, ihre Lieder und ihre Tränen, als sie sangen und den Schmerz über das, was sie gerade erlebt hatten, zum Ausdruck brachten.«
Die Partner von Open Doors vor Ort sind besorgt über das posttraumatische Stresssyndrom, das sich in den kommenden Monaten ausbreiten könnte: »Angst, Depression, Panik, Hunger, Krankheit und der Konsum von illegalen Substanzen« sind Symptome dafür. Sie fordern uns auf, dafür zu beten, dass das Kreuz in den Herzen der Christen in Jaranwala diesen die nötige Widerstandsfähigkeit verleiht.
* Namen geändert
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