Zeugnis Syrien | 10 Februar 2023

Syrien: Unsere Partner vor Ort berichten

 

 
Show: true / Country: Syrien / Syrien
»Wo haben Sie letzte Nacht geschlafen?« Das ist eine Frage, die wir unseren Mitmenschen zu Beginn eines neuen Tages eigentlich nicht stellen. Diese Woche teilen wir mit Ihnen den Bericht eines unserer Partner aus Syrien über seine erste Nacht nach dem Erdbeben vom Montag, 6. Februar:  

Am Tag nach dem großen Erdbeben, das Syrien und die Türkei erschütterte, war die Frage, wo jeder schlafen konnte, keineswegs eine seltsame Frage, sondern unsere oberste Priorität. Die Antworten, die ich dann erhielt, waren anders als die, die ich an einem anderen Dienstagmorgen gehört hätte.

»Ich habe mit meinem Mann und meinen beiden Kindern in unserem Auto geschlafen«, sagte eine meiner Kolleginnen.
»Ich habe auf einer dünnen Matratze auf dem Boden unserer Kirche geschlafen«, antwortete eine andere.
»Ich habe mit meiner Frau in unserem Auto geschlafen«, lautete die Antwort meines Direktors.

Einem anderen Kollegen konnte ich diese Frage nicht einmal stellen, da er mit seiner Familie aus der Stadt geflohen war, um sich an einen sichereren Ort in Syrien zu begeben. Er hatte Glück, dass er dort ankam. Ein anderer Kollege, der dasselbe tun wollte, konnte kein Transportmittel finden.

Die Kirche als Zufluchtsort

Ich selbst entschied mich dafür, mit sieben anderen Familien in unserer Kirche Zuflucht zu suchen. In dieser Nacht lag mein »Bett« auf dem Boden eines der Gruppenräume, in denen wir normalerweise unsere Sonntagsschule abhalten. Keiner von uns hatte in der vergangenen Nacht den Mut gehabt, zu Hause zu schlafen.

Wenn ich mir die Risse in meiner eigenen Wohnung oder der meiner Kollegen anschaue, wird mir klar, warum wir alle die Nacht so verbracht haben. Eine Kollegin erzählte mir, dass ihr Haus jetzt unbewohnbar ist. Sie und ihre Eltern müssen sich eine andere Wohnung suchen.

Meine Familie und ich wohnen im sechsten Stock und die Risse in unserer Wohnung sind zu bedrohlich, als dass wir es wagen würden, dort zu übernachten. Meine Eltern schlafen jetzt im Haus meiner Großmutter, das in einem besseren Zustand als unser Haus zu sein scheint, aber ich fühle mich auch dort nicht sicher.

Ich habe nicht wirklich den Schlaf bekommen, den ich gebraucht hätte. Ich glaube, ich habe ungefähr eine Stunde geschlafen, mehr nicht. Da ist die Angst... Angst vor den nächsten Nachbeben, Angst, dass die Kirche auch einstürzt. Und dann ist da noch der Lärm... Wir sind alle in einem Raum zusammengepfercht, jeder versucht sein Bestes, um Schlaf zu finden, aber wir drehen und wenden uns, es gelingt uns nicht, einzuschlafen, es gibt immer ein Geräusch, das uns aufweckt, die Erinnerung, die in uns nachhallt.

Tag und Nacht helfen

Die Suche nach Schlaf oder das Stillsitzen sind für mich ohnehin unmöglich, also nutze ich die Nächte, um mich zu beschäftigen. Ich habe die Polster in die Räume heruntergebracht, in denen wir alle schlafen würden, und den Familien den Raum gezeigt, der als Schlafzimmer dienen sollte. Ich habe Essen und heiße Getränke geholt und sie verteilt.

Bitte betet weiterhin für uns als Team. Wir sind alle von dem Erdbeben betroffen. Wir sind müde, sehr müde, und machen uns Sorgen um unsere Familien, unsere Freunde und uns selbst.

Die Unterstützung von Open Doors

Open Doors unterstützt seine Partner, um den Menschen in den Kirchen Schutz zu bieten. Wir haben die Opfer mit Lebensmitteln, Decken und Matratzen versorgt. Unsere lokalen Teams vermitteln den Kontakt zu Kirchen und christlichen Gemeinschaften, um die Bedürfnisse einzuschätzen und zu berichten, aber auch, um über die nächsten Schritte zu entscheiden.

In Österreich und auf der ganzen Welt rufen wir zum Gebet für die Opfer auf und stärken die Helfer. Wir sammeln Spenden für Lebensmittel, medizinische Hilfe und posttraumatische Betreuung für Syrien.

 

Bitte beten Sie für die Menschen in Syrien!
  • Beten Sie für die Verletzten und Verschütteten und die Angehörigen der Opfer, während die Zahlen der Todesopfer täglich steigen.
  • Bitte beten Sie für unsere Mitarbeitenden, die Tag und Nacht in den als Zufluchtsorte geöffneten Kirchen helfen, dass sie trotz Erschöpfung unterstützen können.
  • Beten Sie, dass die Hoffnung, die wir in Jesus haben, unter diesen schrecklichen Umständen lebendig und sichtbar wird und sich ausbreitet.
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