Vor langer, langer Zeit, wie Sie wissen, pflanzte Gott der HERR »einen Garten in Eden gegen Osten hin uns setzte den Menschen hinein, den er gemacht hatte. Und Gott der HERR ließ aufwachsen aus der Erde allerlei Bäume, verlockend anzusehen und gut zu essen. (…) Und das Gold des Landes ist kostbar. (…) Und sie waren beide nackt, der Mensch und seine Frau, und schämten sich nicht.«
Einige werden sagen, dass sich dieser Garten Eden ... im Irak befand. In diesem Land spielt sich unsere Reise ab. Es gibt kein Märchen ohne Prinzessin. Unsere Prinzessin heißt Rita*, und sie wird uns auf diese Reise mitnehmen. Diese Reise ist die Reise, die Tausende unserer Schwestern und Brüder im Irak durchlebt haben, aktuell durchleben und noch durchleben werden.
Unsere Prinzessin hat weder einen Palast, noch einen Hof, noch einen Goldvorrat ... aber sie ist so reich! In ihrem Königreich sind die Kirchen die Paläste. »Unsere Vision ist, dass die Kirche ein Zentrum der Hoffnung ist.«
In ihrem Königreich sind die Menschen nicht armselig oder versklavt. »Wir streben nicht danach, zu überleben, sondern wollen, dass Menschen aufblühen.«
Die Macht in ihrem Königreich liegt nicht in Gold: »Eure Gebete sind unsere geheime Macht. Danke an alle unsere Unterstützer in der Österreich und auf der ganzen Welt.«
Von Tragödie zu Tragödie und von Tränen zu Tränen scheint die Erinnerung an Eden ausgelöscht worden zu sein. Aber was Gott gepflanzt hat, kann niemand zerstören. Dieser Same der Hoffnung lebt in den Herzen unserer Schwestern und Brüder weiter und leitet ihre Schritte.
Es ist das Jahr 2014, in dem wir diese Reise beginnen. Die Truppen des »Islamischen Staats (IS)« marschieren in den Irak ein. Den Christen wird ein Ultimatum gestellt: Konvertieren oder sterben. Viele verlassen die Hauptstadt Mossul und fliehen in den Norden des Landes in Richtung Kurdistan. Eine Dame voller Eleganz mit einem traurigen Lächeln berichtet: »Mein Mann und ich hatten drei Häuser, wir waren so reich. Wir haben alles zurückgelassen.«
70 Familien kommen in ein syrisch-orthodoxes Kloster an der Grenze zu Kurdistan und suchen dort Zuflucht. Pater Y., der dem Kloster vorsteht, erklärt uns: »Wir haben diese Familien aufgenommen. Dank eurer Hilfe konnten wir sie mit Nahrung, Kleidung und Essen versorgen.« Nach einer Pause fügt er hinzu: »Wisst ihr, Gott hat mich verändert. Ich war in den Orden eingetreten, um der Verantwortung zu entgehen und mich nicht um eine Familie kümmern zu müssen. Aber der Krieg hat mir Kinder und eine große Familie geschenkt, um die ich mich gekümmert habe.«
Aber die Truppen des IS kommen voran, die Schlinge zieht sich zu und sie erreichen den Fuß des Klosters, wo Pater Y. sie von der Klippe aus sehen kann. Sie sind nur drei Kilometer entfernt. Er berichtet uns von dem Wunder: »Wir wissen nicht warum, sie sind nur 20 Minuten geblieben und wir haben sie nie wieder gesehen. Aber wir haben verstanden, dass wir die Familien wegbringen mussten.«
Die Familien sind daher gezwungen, erneut ins Exil zu gehen. Einige von ihnen, wie etwa Herr P.*, fliehen nach Erbil. Er wird mit seinen Angehörigen von der Kirche aufgenommen, die für seine ersten Bedürfnisse sorgt. Eigentlich wollte er nur ein paar Wochen bleiben, aber aus den Wochen werden Monate. Dann ermöglichen ihm unsere Partner durch ein Mikrofinanzierungsprogramm, eine Plastikfabrik zu eröffnen. »Wisst ihr, das war nicht mein Traum. Aber ich war glücklich, mit der Kirche zu arbeiten und mich zu engagieren.« Heute ist seine Fabrik in seiner Nachbarschaft und bei den muslimischen Behörden für ihre Rechtschaffenheit bekannt. Er exportiert, führt Innovationen ein und beliefert Supermärkte mit Containern. Er fügt hinzu: »Ich bin stolz auf das, was aus diesem Unternehmen geworden ist. Es hat mir ermöglicht, meinen Kindern ein Studium zu finanzieren und der Kirche etwas zurückzugeben.«
Arbeit und einen würdevollen Lebensstil zu ermöglichen, ist ein großer Schritt auf unserem Weg der Hoffnung. Das Trauma bleibt jedoch bestehen und wird bei Anschlägen wie dem Brandanschlag auf eine christliche Hochzeit im September letzten Jahres, bei dem 133 Menschen ums Leben kamen, wieder neu entfacht.
Unsere Prinzessin weiß, dass es mehr braucht, um trotz der Umstände die Hoffnung zu bewahren »Wir wollen nicht nur Aktivitäten durchführen und den Menschen das Überleben ermöglichen. Wir wollen eine innere Transformation sehen.« Also erklärt sie uns alle Dienste ihres Hofes: Arbeit mit Frauen, Leiterschafts- und Berufungsausbildungen. Verteilung und Übersetzung von christlicher Literatur. Jugendarbeit und Interessenvertretung. Wir durften an Aktivitäten mit Frauen teilnehmen. In einem abgelegenen Dorf versammelte die örtliche Kirche all diese Frauen und wir verbrachten einen kreativen Nachmittag mit ihnen. Eine der Frauen sagte: »Diese Zeiten tun uns so gut! Langeweile und Bitterkeit bringen uns dazu, übereinander zu reden und zu streiten. Aber wenn wir so zusammenkommen, fühlen wir uns vereint und glücklich.«
Viele Märchen enden mit der gängigen Formel: »Von diesem Tag an lebten sie glücklich...«, aber wie ihr sicher schon gemerkt habt, ist unser Märchen etwas Besonderes. Also schließen wir es so ab...
Von diesem Tag an, und für alle Tage, können Sie, lieber Leser, beten, denn Sie sind der Reichtum, die Geheimwaffe, das Bindeglied, das diesen Weg der Hoffnung pflastert.
* Namen geändert
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